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- 9 Besondere Gewinnermittlungsvorschriften (§§ 10 bis 13 EStG 1988)
- 9.2a Begünstigte Besteuerung für nicht entnommene Gewinne
9.2a.6 Nachversteuerung
Der Förderung des Eigenkapitalzuwachses ist eine "Entförderung" bei späterem Eigenkapitalabbau zur Seite gestellt, indem bei Abbau der seinerzeit geförderten Eigenkapitalbildung eine Nachversteuerung einsetzt. Diese besteht darin, dass der Betrag der Eigenkapitalminderung gewinnerhöhend anzusetzen ist und mit dem ermäßigten Steuersatz des § 37 Abs. 1 EStG 1988 erfasst wird. Der Nachversteuerungsbetrag stellt einen Bestandteil des für die Ermittlung des Hälftesteuersatzes maßgeblichen Einkommens dar.
Eigenkapitalabbau ist dabei die "Vorzeichenumkehrung" des Eigenkapitalanstiegs, also die Entnahmen abzüglich betriebsnotwendiger Einlagen übersteigen den Gewinn. Eigenkapitalminderungen auf Grund von Verlusten werden dabei allerdings ausgeblendet. Dies deshalb, weil es sich dabei um keinen "willentlichen" Eigenkapitalabbau handelt. Somit kommt es nur insoweit zur Nachversteuerung, als der Kapitalabbau auf Entnahmen zurückzuführen ist.
Als Maßnahme einer nachträglichen "Entförderung" ist die Nachversteuerung überdies mit der Summe der innerhalb der letzten sieben Wirtschaftsjahre geförderten - dh. mit dem ermäßigten Satz versteuerten - Gewinne begrenzt.
Keine Nachversteuerung wird in folgenden Fällen ausgelöst:
- Veräußerung oder Aufgabe des gesamten Betriebes (siehe Rz 3860m)
- Einbringung des Betriebes in eine Körperschaft (siehe Rz 3860o)
- Wechsel zur Einkunftsart nach § 22 EStG 1988.
Sollten in einem Verlustjahr Entnahmen vorliegen, so führt zwar der Eigenkapitalabbau, insoweit er auf den Verlust zurückzuführen ist, zu keiner Nachversteuerung, wohl aber der anteilige entnahmebedingte Eigenkapitalabbau.
In einem solchen Fall besteht folgendes Wahlrecht:
- Der Nachversteuerungsbetrag kann - soweit möglich - mit dem Jahresverlust ausgeglichen werden.
- Die nachzuversteuernden Einkünfte können (unter Aussparung des Verlustes für einen vertikalen oder horizontalen Verlustausgleich oder einen späteren Verlustvortrag) in voller Höhe des entnahmebedingten Eigenkapitalabbaues versteuert werden.
- In beiden Fällen ist der Nachversteuerungsbetrag gleichteilig auf das laufende und das folgende Jahr zu verteilen und tarifmäßig mit dem Hälftesteuersatz zu besteuern.
Beispiel:
2004 |
2005 |
2006 |
2007 |
2008 |
|
EK - Entwicklung Laufender Gewinn Laufender Verlust |
140 |
100 |
-30 |
10 |
0 |
Betriebsnotwendige Einlage Entnahmen |
10 -30 |
0 -50 |
0 -50 |
0 -70 |
0 -50 |
Eigenkapitalanstieg |
120 |
50 |
0 |
0 |
0 |
Begünstigt besteuerter Teil |
100 |
50 |
0 |
0 |
0 |
Absinken des Eigenkapitals |
Nein |
Nein |
50 |
60 |
50 |
Ermittlung des Nachversteuerungsbetrages | |||||
Nachversteuerungsbetrag - vorläufig |
50 |
60 |
50 |
||
Liegt ein laufender Verlust vor? |
-30 |
Nein |
Nein |
||
Inanspruchnahme Kürzung Verlustausgleich? |
Ja | ||||
Bleibt für Verlustvortrag |
0 |
0 |
0 | ||
Begünstigt in den letzten sieben Vorjahren (kumuliert) |
0 |
100 |
150 |
100 |
40 |
Bleibt für Nachversteuerung |
20 |
60 |
40 |
||
Nachzuversteuern aus laufendem Jahr |
10 |
60 |
40 |
||
Nachzuversteuern aus Vorjahr |
10 | ||||
Nachzuversteuern gesamt |
10 |
70 |
40 |
Entscheidet sich der Steuerpflichtige für eine Nachversteuerung im Sinn des § 11a Abs. 4 EStG 1988, wird der innerbetriebliche Verlustausgleich (des Nachversteuerungsbetrages mit dem betrieblichen Verlust) unterdrückt ("freiwilliges Verlustausgleichsverbot"). Damit kommt es hinsichtlich des betrieblichen Verlustes - bei Vorhandensein anderer ausgleichsfähiger Einkünfte - zuerst zu einem horizontalen bzw. vertikalen Verlustausgleich. Ein nach Vornahme des horizontalen und/oder vertikalen Verlustausgleichs verbleibender Verlust (bzw. bei Nichtvorliegen anderer ausgleichsfähiger Einkünfte: der gesamte betriebliche Verlust) scheidet aus der Einkünfteermittlung aus und wird dem Verlustvortrag gemäß § 18 Abs. 6 EStG 1988 zugeführt. Als Gesamtbetrag der Einkünfte verbleibt damit in derartigen Fällen der Nachversteuerungsbetrag gemäß § 11a Abs. 4 EStG 1988. Das auf dieser Grundlage ermittelte Einkommen ist der Ermittlung des Hälftesteuersatzes zu Grunde zu legen.
Beispiel (Angaben in Tausend Euro, Sonderausgaben werden vernachlässigt):
Der Eigenkapitalabfall des laufenden Jahres beträgt in allen Varianten 40, der Nachversteuerungsbetrag daher 40 (Gewinnjahr) oder 20 (Verlustjahr). In Verlustjahren wird die Nachversteuerung (kein innerbetrieblicher Verlustausgleich) in Anspruch genommen.
Var. 1 |
Var. 2 |
Var. 3 |
Var. 4 |
Var. 5 |
Var. 6 |
|
Gewinn/Verlust |
-150 |
-150 |
-150 |
-150 |
70 |
70 |
Nachversteuerungsbetrag gemäß § 11a Abs. 3 oder 4 EStG 1988 |
20 |
20 |
20 |
20 |
40 |
40 |
Einkünfte aus VuV |
220 |
70 |
-70 |
-150 |
-50 |
|
Freiwilliges Verlustausgleichverbot gemäß § 11a Abs. 4 EStG 1988 |
80 |
150 |
150 | |||
Gesamtbetrag der verbleibenden Einkünfte |
20 |
20 |
-50 |
-40 |
60 |
|
Einkommen gemäß § 2 Abs. 2 EStG 1988 |
90 |
20 |
20 |
-50 |
-40 |
60 |
Vollsatz |
70 |
20 |
||||
Hälftesteuersatz |
20 |
20 |
20 |
40 |
||
Verlustvortrag |
80 |
150 |
150 |
Fortsetzung des Beispiels - Eintragung in der Einkommensteuererklärung (Formular E 1) und Darstellung im Einkommensteuerbescheid
Variante 1:
Eingabe in der Erklärung E 1:
E 1: |
Einkünfte aus Gewerbebetrieb |
Kennzahl 330 |
-150.000,00 |
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung |
Kennzahl 370 |
220.000,00 |
|
Nachversteuerung § 11a (negative Einkünften) |
Kennzahl 795 |
40.000,00 |
Darstellung im Bescheid:
Einkünfte aus Gewerbebetrieb |
-150.000,00 |
|||
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung |
220.000,00 |
|||
Nachversteuerung gemäß § 11a Abs. 3 oder 4 EStG 1988 |
20.000,00 |
|||
_______________________________________________ |
__________ |
|||
Gesamtbetrag der Einkünfte |
90.000,00 |
|||
Einkommen |
90.000,00 |
|||
Steuer für den Durchschnittssteuersatz |
36.585,00 |
|||
Durchschnittssteuersatz |
40,65% |
|||
Gemäß § 33 |
40,65% |
von 70.000,00 |
28.455,00 |
|
Gemäß § 37 (1) |
20,33% |
von 20.000,00 |
4.066,00 |
Variante 2:
Eingabe in der Erklärung E 1:
E 1: |
Einkünfte aus Gewerbebetrieb |
Kennzahl 330 |
-150.000,00 |
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung |
Kennzahl 370 |
70.000,00 |
|
Nachversteuerung § 11a (negative Einkünften) |
Kennzahl 795 |
40.000,00 |
|
Nachversteuerung § 11a - Korrekturposten |
Kennzahl 796 |
80.000,00 |
Darstellung im Bescheid:
Einkünfte aus Gewerbebetrieb |
-150.000,00 |
|||
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung |
70.000,00 |
|||
Nachversteuerung gemäß § 11a Abs. 3 oder 4 EStG 1988 |
20.000,00 |
|||
Freiwilliges Verlustverbot gemäß § 11a Abs. 4 EStG 1988 |
80.000,00 |
|||
_______________________________________________ |
__________ |
|||
Gesamtbetrag der Einkünfte |
20.000,00 |
|||
Pauschbetrag für Sonderausgaben |
-60,00 |
|||
_______________________________________________ |
__________ |
|||
Einkommen |
19.940,00 |
|||
Steuer für den Durchschnittssteuersatz |
3.810,33 |
|||
Durchschnittssteuersatz |
19,11% |
|||
Gemäß § 37 (1) |
9,56% |
von 19.940,00 |
1.906,26 |
Variante 3
Eingabe in der Erklärung E 1:
E 1: |
Einkünfte aus Gewerbebetrieb |
Kennzahl 330 |
-150.000,00 |
Nachversteuerung § 11a (negative Einkünften) |
Kennzahl 795 |
40.000,00 |
|
Nachversteuerung § 11a - Korrekturposten |
Kennzahl 796 |
150.000,00 |
Darstellung im Bescheid:
Einkünfte aus Gewerbebetrieb |
-150.000,00 |
|||
Nachversteuerung gemäß § 11a Abs. 3 oder 4 EStG 1988 |
20.000,00 |
|||
Freiwilliges Verlustverbot gemäß § 11a Abs. 4 EStG 1988 |
150.000,00 |
|||
_______________________________________________ |
__________ |
|||
Gesamtbetrag der Einkünfte |
20.000,00 |
|||
Pauschbetrag für Sonderausgaben |
-60,00 |
|||
_______________________________________________ |
__________ |
|||
Einkommen |
19.940,00 |
|||
Steuer für den Durchschnittssteuersatz |
3.810,33 |
|||
Durchschnittssteuersatz |
19,11% |
|||
Gemäß § 37 (1) |
9,56% |
von 19.940,00 |
1.906,26 |
Variante 4
Eingabe in der Erklärung E 1:
E 1: |
Einkünfte aus Gewerbebetrieb |
Kennzahl 330 |
-150.000,00 |
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung |
Kennzahl 370 |
-70.000,00 |
|
Nachversteuerung § 11a (negative Einkünften) |
Kennzahl 795 |
40.000,00 |
|
Nachversteuerung § 11a - Korrekturposten |
Kennzahl 796 |
150.000,00 |
Darstellung im Bescheid:
Einkünfte aus Gewerbebetrieb |
-150.000,00 |
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung |
-70.000,00 |
Nachversteuerung gemäß § 11a Abs. 3 oder 4 EStG 1988 |
20.000,00 |
Freiwilliges Verlustverbot gemäß § 11a Abs. 4 EStG 1988 |
150.000,00 |
_______________________________________________ |
__________ |
Gesamtbetrag der Einkünfte |
-50.000,00 |
Pauschbetrag für Sonderausgaben |
-60,00 |
_______________________________________________ |
__________ |
Einkommen |
-50.060,00 |
Steuer für den Durchschnittssteuersatz |
0,00 |
Durchschnittssteuersatz |
0,00% |
Variante 5
Eingabe in der Erklärung E 1:
E 1: |
Einkünfte aus Gewerbebetrieb |
Kennzahl 330 |
70.000,00 |
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung |
Kennzahl 370 |
-150.000,00 |
|
Nachversteuerung § 11a |
Kennzahl 794 |
40.000,00 |
Darstellung im Bescheid:
Einkünfte aus Gewerbebetrieb |
70.000,00 |
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung |
-150.000,00 |
Nachversteuerung gemäß § 11a Abs. 3 oder 4 EStG 1988 |
40.000,00 |
_______________________________________________ |
__________ |
Gesamtbetrag der Einkünfte |
-40.000,00 |
Pauschbetrag für Sonderausgaben |
-60,00 |
_______________________________________________ |
__________ |
Einkommen |
-40.060,00 |
Steuer für den Durchschnittssteuersatz |
0,00 |
Durchschnittssteuersatz |
0,00% |
Variante 6
Eingabe in der Erklärung E 1:
E 1: |
Einkünfte aus Gewerbebetrieb |
Kennzahl 330 |
70.000,00 |
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung |
Kennzahl 370 |
-50.000,00 |
|
Nachversteuerung § 11a |
Kennzahl 794 |
40.000,00 |
Darstellung im Bescheid:
Einkünfte aus Gewerbebetrieb |
70.000,00 |
|||
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung |
-50.000,00 |
|||
Nachversteuerung gemäß § 11a Abs. 3 oder 4 EStG 1988 |
40.000,00 |
|||
_______________________________________________ |
__________ |
|||
Gesamtbetrag der Einkünfte |
60.000,00 |
|||
Einkommen |
60.000,00 |
|||
Steuer für den Durchschnittssteuersatz |
21.585,00 |
|||
Durchschnittssteuersatz |
35,98% |
|||
Gemäß § 33 |
35,98% |
von 20.000,00 |
7.196,00 |
|
Gemäß § 37 (1) |
17,99% |
von 40.000,00 |
7.196,00 |